Interview mit Ute Steglich

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Frau Steglich, Sie sind in einigen Vereinen Mitglied, warum engagieren Sie sich jetzt auch bei Gemeinsam für Leipzig?

Ich finde der Verein Gemeinsam für Leipzig hat eine sehr interessante Basis. Es sind sehr interessante Mitglieder, die ja nicht alle Unternehmer sind. Ich bin ja in vielen Unternehmerverbänden, z.B. Unternehmerverband und BVMW,  da trifft man immer die relativ gleiche Schnittmenge Unternehmer und Unternehmerinnen. Und bei „Gemeinsam für Leipzig“ ist das anders. Da sind Menschen, die sich, so wie ich, für Leipzig engagieren, die Leipziger aus tiefster Überzeugung sind. Schon weil sie hier geboren sind, wie ich, oder weil sie Leipziger geworden sind, weil sie jetzt ihren Lebensmittelpunkt nach Leipzig verlegt haben. Das finde ich so toll, dass da so interessante Menschen sind, die ich sonst eher nicht bei Veranstaltung treffen kann.

Wo sehen Sie Leipzig in 10 Jahren?

Leipzig ist ja aus meiner Sicht, und nicht nur aus meiner Sicht, Deutschlands prosperierendste Stadt. Das ist die Stadt, die sich am meisten entwickelt. Ich denke wir werden weiter eine sehr, sehr gute Stadt werden. Wir werden weiter die Lebensqualität, die wir jetzt schon haben, auch in die Zukunft tragen können. Es wird noch mehr Zuzüge geben aus dem Umland, und auch aus den, wie ich immer sage „gebrauchten Bundesländern“ weil Leipzig einfach eine tolle Stadt ist. Aber wir müssen aufpassen, dass wir unsere Grünen und Fahrradlobby nicht zu groß werden lassen, weil dann keiner mehr mit dem Auto irgendwo hinkommt und es ist jetzt schon Stau ohne Ende hinter der Straßenbahn. Also hier müssen wir ansetzten mit Gemeinsam für Leipzig, mit anderen Institutionen, mit der IHK, mit der Handwerkskammer und mit der Stadt, gemeinsam an einem Verkehrskonzept in Zukunft zu arbeiten, dass uns tatsächlich in die Zukunft trägt. Ansonsten sehe ich Gefahr, dass dieses positive Leipzig Image erhalten bleibt.

Für alle, die Sie nicht kennen: Wie ist Ihr Unternehmen entstanden?

Also ich habe 1993 ASL gegründet, die Agentur Steglich Leipzig. Wir sind gestartet mit Kinder- und Tierbetreuung, weil es damals weder für Kinder noch für Tiere irgendwelche vernünftigen Angebote gab. Seniorenbetreuung, Hausmeisterdienste und Haushütung. Das Thema Haushaltshilfe kam dann wirklich tatsächlich Ende der 90iger, wo der Bedarf dann tatsächlich in den Köpfen langsam angekommen war. Dass die Leute gesagt haben, oh ja, das ist für mich ein Thema. Ich hab Arbeit, hab zu viel Arbeit, keine Zeit oder keine Lust mich mit meinem Haushalt zu beschäftigen. In der Zwischenzeit ist es so, dass wir über die Hauswirtschaftshilfe über die Vermittlung einer bei uns festangestellten Mitarbeiterin, als Haushaltshilfe, die Masse des Umsatzes generieren, also 99 Prozent des Umsatzes generieren wir über die Vermittlung von Hauswirtschaftshilfen. Diese sind bei uns in Leipzig wirklich tatsächlich fest angestellt. Wir haben jetzt über 70 Mitarbeiterinnen, in aller Regel, ein einziger Mann dabei, die also durch die Wohnungen wuseln und Schuhe putzen und bügeln und Wäsche waschen und Fenster putzen, Speisenzubereitung erledigen, Spülmaschine ausräumen, alles was also im Haushalt dazugehört. Alles aus einer Hand sozusagen.

Nun sind Sie ja nicht nur in Leipzig aktiv, sondern auch als Franchisegeberin. Wie ist die Idee zum Franchise entstanden?

Als ich 1993 ASL in Leipzig gegründet habe, da habe ich noch als Lehrer gearbeitet, war Berufsschullehrer, habe Wirtschaft unterrichtet und geschaut wie das so funktioniert was ich meinen Schülern in der Praxis erzähle. Wir waren mit ASL in Leipzig so etabliert, das war so fertig, das war so rund, alle Verträge waren gestrickt, und da dachte ich, du brauchst neue Herausforderungen. Wie könntest du deine ASL Idee in die Welt tragen. Und da gibt’s verschiedene Möglichkeiten, die man hat. Eine davon war das Thema Franchising. Was mich sehr fasziniert hat, weil es meinem Lehrbuch der Betriebswirtschaftslehre nicht mal ein Drittel Seite einnahm und dann hab ich mich also mit Franchising beschäftigt und fand das die beste Idee. Ideen nach draußen zu tragen, weil ein Franchisenehmer ist ein selbstständiger Unternehmer. Er nutzt mein Knowhow, er nutzt meine Marke, er zahlt dafür eine Gebühr aber ansonsten ist er so selbstständig und das ist für mich immer noch die beste Möglichkeit. Ich finde eh dass wir zu viele Unterlasser in diesem Land haben.  Wir brauchen mehr Unternehmer, und wir brauchen auch mehr Unternehmertum. Und auch in Schulen muss es gefördert werden, dass es schön ist Unternehmer zu sein und das nicht der böse Kapitalist ist, der Menschen ausbeutet. Und da hab ich also 2005 dann das Franchisesystem aufgebaut, und wir haben jetzt knapp 30 Partner in Deutschland von ganz oben von Schleswig-Holstein bis ganz unten zum Bodensee, ganz viel natürlich auch in den gebrauchten Bundesländern, aber auch der Osten ist fest in ASL Hand. Ich weiß nicht, ob wir der Größte sind, aber wir sind zumindest einer der größten Anbieter in dem Bereich der Haushaltsdienstleistungen. Eine ostdeutsche Erfolgsgeschichte ja.

Welche Perspektive sehen Sie für Ihr Unternehmen ASL?

Ja also, natürlich in Leipzig weiter aufwärts, wir haben zwar schon den größten Marktanteil ja, wir sind also da ganz gut aufgestellt in Leipzig, aber da ist noch sehr viel Luft nach oben sozusagen. Es gibt immer noch viele Menschen, die auf der Suche nach einer Hilfe sind. Und wo es wichtig ist, dass sie ASL kennen, einerseits. Andererseits natürlich den weiteren Ausbau des Franchisesystems und neue Partnergewinnung, das ist im Moment, wie ich schon sagte eine relativ schwierige Geschichte, weil sich eben kaum noch einer als Unternehmer selbstständig machen will, sondern die meisten wollen in die soziale Hängematte fallen und sobald sie auch nur eine Stelle für ein Jahr angeboten bekommen. Aber das ist generelles Problem der Gründerszene und betrifft auch alle Franchisepartner unisono, das ist also nichts was nur mit ASL zu tun hat. Also da muss man einfach schauen und vielleicht auch ein bisschen auf die Politik hoffen, dass die mal wieder einen anderen Kurs einschlägt und die Existenzgründung eher wieder mehr gefördert wird.

Text / Foto: René Falkner, Pressesprecher

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